Wolfgang freute sich riesig auf einen Überstellungstörn den er als Skipper von den Kapverden nach Teneriffa segeln sollte. Alles vorbereitet und gepackt, brachen er und sein Co-Skipper am 12. März nach Lissabon auf, um am nächsten Tag auf die Kapverden weiterzufliegen. Während die beiden noch einen unbeschwerten Nachmittag in Lissabon verbrachten häuften sich in den internationalen Medien bereits die ersten Berichte über Corona in Italien und Spanien und der möglichen Absicht, die Häfen zu schließen.
Ich wusste wie sehr die beiden und ihre Crew dem Segelabenteuer entgegenfieberten, hatte aber aufgrund der sich verdichtenden Informationen ein unangenehmes Gefühl. Sollten die Häfen wirklich schließen, so könnten sie weder wie geplant auf den Kanaren noch im nochmals so weit gelegenen spanischen Festland anlanden. Wie lange würden Wasser und Vorräte reichen? Und was, wenn eines der Crewmitglieder die Krankheit bereits an Bord bringen würde – wo wäre ärztliche Hilfe zu bekommen? Ich rief die beiden an und nach Abwägung aller bekannter Fakten entschied Wolfgang schließlich schweren Herzens, dass er als Skipper die Verantwortung für so ein riskantes Unternehmen nicht übernehmen werde.
Der Rest der Crew, der erst zwei Tage später an Bord gehen sollte, wurde informiert und am 13. März flogen die beiden Skipper zurück nach Wien.
Bereits Tage später stellte sich das ungute Bauchgefühl als richtige Warnung zur rechten Zeit heraus… die meisten Mittelmeerländer schlossen ihre Häfen, am 16. März begann der Lockdown in Österreich und Wolfgang lag ausgebremst im Trockendock.
Was uns beide aber noch viel schmerzlicher traf: die zahlreichen Hausbesichtigungen, die unsere Maklerin seit Ende Januar organisiert hatte, kamen zum Stillstand und niemand wusste, wann wir unser Haus nun verkaufen würden.
Jetzt kamen uns die zahlreichen Resilienz- und Coachingausbildungen selbst zugute. Wir blieben gelassen und ruhig – alles andere hätte nur sinnlos Energie verschwendet – und waren heilfroh, dass wir unser Haus mit Garten noch hatten. So ließ sich die Zeit der Isolation gut verbringen. In einem kleinen Ausweichquartier oder mitten in der Übersiedlung hätte es uns sehr viel schlimmer erwischt.
Einziger Leidtragender unserer „Auszeit“ war unser Fertighausberater. Wir hatten unzählige Änderungs- und Verbesserungsideen für die Hausplanung und der Ärmste kam mit dem Zeichnen gar nicht nach.
Wir nutzten die Zeit, wie so viele Andere auch, um zu entrümpeln und das Packen für die Übersiedlung zu planen, die allerdings in unbekannter Ferne lag. Und wir nutzten sie, um in Ruhe über vieles nachzudenken, was im Alltag oft keinen Platz gehabt hatte. Und wir übten uns in einer Fähigkeit, die in der hektischen, scheinbar alles machbaren, alles kontrollieren wollenden Zeit immer mehr abhanden kam… in Akzeptanz.
If you are unable to love it, if you cannot change it, and if leaving is not an option… then you still have the chance to change your attitude!
Oder, wie ein weiser Pfarrer an die Decke einer Kirche in Boston schrieb: „Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.“
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