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Krise ist, wenn das Alte stirbt und das Neue noch nicht zur Welt kommen kann. (Antonio Cramsci)

Alte Fundamente und sichere Häfen waren da, ein neues Fundament war gerade entstanden. Trotzdem fühlte ich mich zunehmend entwurzelt. Mir wurde mehr und mehr bewusst, dass eine kleine Mietwohnung – auch wenn ich versuchte, sie wohnlich einzurichten – eben doch kein Zuhause, nicht mein Zuhause war. Freiheit, mein höchstes Gut – und dazu gehört auch ein freier Blick – ließ sich mit kleinen Dachfenstern nunmal nicht vereinbaren. Meine Wurzeln in Wien hatte ich ausgerissen, hier konnte ich noch keine neuen schlagen, konnte mein neues Zuhause noch nicht gestalten. Dazu kam noch die Erschwernis, eine neue soziale Heimat zu finden – sämtliche Feiern und Festivitäten, wo man Menschen im Dorf und aus der Umgebung kennenlernen hätte können, waren abgesagt, irgendwann auch die Gaststätten geschlossen. Das Wetter ließ immer weniger Zeit im Freien zu. Ich rutschte zunehmend in eine trübe Stimmung und nichts machte mehr Freude. Es lagen noch Monate vor mir bevor wir ins neue Haus übersiedeln konnten. Ich musste ganz dringend etwas finden, um mich aus dieser negativen Stimmung rauszuholen…

An einem sonnigen Tag fuhr ich alleine zu einem Termin in Wien und drehte meine Lieblingsplaylist auf volle Lautstärke (wenn Wolfgang am Steuer sitzt haben wir selten das Radio an). Die Playlist hatte ich mir zu meinem 50iger für die Geburtstagsfeier aus allen Songs, mit denen ich erinnerungswürdige Momente meines Lebens verband, zusammengestellt. Nun konnte ich jeden alten Lieblingssong aus voller Kehle (wahrscheinlich ziemlich falsch ;-) mitsingen und versetzte mich damit zurück in jene Momente, in denen ich mich irgendwo zuhause und glücklich gefühlt hatte. Es waren aber auch Melodien dabei, die mich daran erinnerten, dass ich schwierige Situationen in meinem Leben gut gemeistert oder zumindest gut überstanden hatte. Resiliente Musik sozusagen… Nach langer Zeit lächelte ich wieder, aus innen heraus, einfach weil mir nach Lächeln war 

Mir war klar, dass mein Wohlbefinden nicht auf Dauer nur in einer Playlist wurzeln konnte, aber als Zwischenlösung war es ideal und würde mich bis zum Umzug durchtragen.

Auf welche Ressourcen und Notreserven kannst Du zurückgreifen, wenn Du gerade vom Leben gebeutelt bist, Dich entwurzelt fühlst, gefordert wirst, durchhalten musst?

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